Was bedeutet es, wenn man im Alter von 18 Jahren von einem Tag auf den anderen die Heimat und die Menschen, die man liebt, verlassen muss, weil man die „falsche“ Religion und die „falschen“ politischen Ansichten hat? Was bedeutet es, wenn man mit 25 in die Heimat zurückkehrt und dann komplett bei Null beginnen muss, weil die beruflichen Erfahrungen, die man gesammelt hat, zuhause nicht zählen? Was macht es mit einem Menschen, wenn man nach Jahren des Exils endlich wieder daheim ist und feststellen muss, dann man nicht von allen willkommen geheißen wird?

Susanne Bock hat all dies in ihrem langen Leben erlebt: Austrofaschismus, Verbot der politischen Parteien, Verhaftung aufgrund ihrer politischen Tätigkeit, der Anschluss Österreichs, die Auswirkungen der Nürnberger Rassengesetze und schlussendlich ihre Flucht, die ihr Überleben sicherte. Ihre Erinnerungen an diese Zeit hat sie in ihren Büchern bewahrt sowie in ihren Vorträgen, die sie als Zeitzeugin gehalten hat, wo sie über ihren Überlebens- und Existenzkampf berichtet hat.

Susanne Bock hat sich zeitlebens dafür eingesetzt, dass die Erinnerungen der Vertriebenen erhalten bleiben. Kurz vor ihrem 100. Geburtstag hat sie anlässlich des Holocaust-Gedenktages am Heldenplatz die nachfolgenden Generationen darum gebeten, zu versprechen, dass das, was damals geschehen ist, niemals wieder passieren kann und dass es niemals vergessen wird.

Hier setzt das Projekt „Briefe an Susanne Bock“ an. Wir möchten im Rahmen der Erinnerungskultur dazu aufrufen: was können Sie/was kannst du dazu beitragen, dass die Erinnerung erhalten bleibt? Wie wäre es für Sie/für dich gewesen, wenn Sie/du mit 18 Jahren nur mit einem Koffer in der Hand die Heimat hätten/hättest verlassen müssen?

Susanne Bock hat in ihrem Leben viel Wert auf das Schreiben von Briefen gelegt. Wir sind überzeugt, dass sie sich sehr darüber gefreut hätte, auch von Ihnen/dir einen Brief zu erhalten. Also: schreiben Sie/schreibe einen Brief an brief@susannebock.at – wir veröffentlichen ihn dann hier auf dieser Website!